GROTESK #5
Und täglich grüßt das Murmeltier.
Der Ursprung dieses Satzes kommt aus einem meiner Lieblingsbücher für Kreative 'Gib nicht auf' by Austin Kleon.
Im ersten der dreiteiligen Bücherreihe zeigt er verschiedene Strategien auf, um nicht nur kreativ bei der Sache, sondern auch sich selbst treu zu bleiben.
In dem Klappentext ist die folgende Passage enthalten:
„In Gib nicht auf! geht es um frische Luft, Spaziergänge (denn wie Ingmar Bergman mal gesagt hat: „Dämonen hassen frische Luft“) und um Aufmerksamkeit – und darum, was genau deine Aufmerksamkeit bekommt. Mach dir weniger Sorgen ums Fertigwerden – der Wert deiner Arbeit ist wichtiger. Denn ein kreatives Leben steuert nie schnurgerade auf eine Ziellinie zu: Es schlägt Haken und erfordert Umwege. Gegen den Frust helfen tägliche Routinen – weil nur das Hier und Jetzt zählt.“
Aber warum grüßt das Murmeltier den jetzt täglich? Aus seiner Sichtweise ist das Schaffen von Kunst keine erfüllende Reise, bei der man sich als kreativer Treiben lässt und auf den Kuss der Muse hofft, sondern ein immer wieder von vorn anfangender Prozess. Klingt frustrierend? Ist es auch. Unabhängig von den Erfolgen oder Misserfolgen, die du mit deiner Arbeit erzielst, beginnt jeder Tag wieder bei null.
Wenn du dir bewusst wirst, dass sich dieser Kreislauf immer wieder wiederholt und du ihn als Herausforderungen akzeptierst, kannst du ihn dir zunutze machen. Hier findest du einige Tipps, die dir dabei helfen können, auch mit schwierigen oder uninspirierten Phasen des Tages umzugehen.
Routinen aneignen
Feste Abläufe in kreativen Prozessen schränken mich nicht ein, sondern helfen mir, meine Zeit und Ressourcen nicht zu vergeuden. Ein Beispiel:
Ich bin Grafikdesigner. Ein Teil meines Jobs ist es, grafische Kommunikationsmittel für Kunden zu erstellen. Angenommen, ich werde für die Gestaltung eines Plakats beauftragt. Im Idealfall habe ich ausreichend Zeit, um verschiedene Ideen zu sammeln, sie dem Kunden vorzustellen, die ersten Entwürfe zu designen, Rücksprachen zu halten, dann einen Entwurf zu finalisieren und nach der Freigabe, gebe ich den Auftrag in den Druck. Die Plakate werden dem Kunden übergeben und zum Projektabschluss schreibe ich eine Rechnung.
Durch eine feste Abfolge weiß ich zu jedem Zeitpunkt, was zu tun ist. Prozesse geben mir Struktur und somit ist auch immer ein Ende in Sicht. Das kann in schwierigen Projektphasen durchaus motivieren.
In etwa verhält es sich auch mit meinem nächsten Tipp.
Feste Tagesabläufe
Welche Tageszeit ist für dich die beste, um dich auf deine Arbeit konzentrieren zu können? Wann generierst du den besten Output? Ich habe für mich festgestellt, dass die beste Zeit zum Designen von 8 bis 12 Uhr ist. Und genau das und auch nur das mache ich in dieser Zeit. Meetings oder organisatorische Arbeiten, werden auf den Nachmittag verschoben, weil ich für diese Tätigkeiten, nicht so viel Energie aufwenden muss und auch nicht mehr ganz so viel davon übrig habe.
Listen
Bei mir steht jeden Tag eine Menge Arbeit an. Layouten, Konzepte erstellen, Absprachen treffen, Angebote einholen, Rechnungen schreiben und vieles mehr. Ich bin oft mit der Flut an Aufgaben überfordert, und vielleicht können einige von euch mit mir fühlen, wenn ich sage, dass ich als Kreativschaffender nicht das Gefühl loswerden kann, ständig hinterher zu sein.
Was mir jedoch hilft, ist, meinen Tag mithilfe von Listen zu organisieren. Es gibt mir ein Gefühl von Kontrolle zurück. Das Wichtigste ist eine realistische Zielsetzung. Nicht mehr als 4 bis 5 Aufgaben pro Tag. Die anspruchsvollsten Tätigkeiten in der ersten Tageshälfte bearbeiten, da ich hier am produktivsten bin.
Don’t Be So Hard on Yourself! Jeder Tag ist anders und es ist nicht schlimm, wenn ich nicht alle Punkte an einem Tag erledigen kann.
Get Shit Done. Not Perfect.
Designerinnen und Designer neigen leider gerne zum Perfektionismus. Ich habe mich häufig in Entwürfen verloren, um die Details noch zu verfeinern. Kleine Details, die oft nur ich wahrnehme. Daher stelle ich mir an diesem Punkt immer die zwei folgenden Fragen. Macht es das finale Design besser? Normalerweise nicht. Kostet es mich eine Menge Zeit? Ja.
Keine Angst vor dem weißen Blatt
Fang einfach an und irgendetwas wird dabei schon rauskommen. Es kann gut werden oder nicht. Beides ist okay. Habe einfach das nötige Vertrauen in dich und in deine Fähigkeiten. Langfristig gesehen wird es dich auf eine positive Weise voranbringen.
Hast du noch Tipps? Schreib mir gerne auf Instagram oder per Mail.
Ich habe letzte Woche eine Umfrage erstellt, um herauszufinden, welches Thema ich in einer der nächsten Ausgaben behandeln soll. Die Leserinnen und Leser dieses Newsletters hatten die Möglichkeit, sich für eine von drei Auswahlmöglichkeiten zu entscheiden. Mit einem eindeutigen Ergebnis von 90 % fiel die Wahl auf 'Grafikdesign in der Musikindustrie'. Mehr dazu in der nächsten Ausgabe GROTESK.
🤌 Feinste Empfehlungen
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Sei aktiv! Demo und Kundgebung am 8. März um 17 Uhr - München, Marienplatz.Eike König, Künstler und Grafikdesigner - Kurz Liebe da lassen für einen meiner Lieblingsdesigner. Unverkennbare grafische Arbeiten mit seiner Agentur Hort und schöne künstlerische Werke gibt es hier.
Editor X Presents: Love At First Site - Herzerwärmendes Storytelling in einem Werbespot für die Web-Design-Plattform Editor X
What You're Getting Wrong About Inclusive Design - Interview mit der Begründerin von inklusiven Design bei Microsoft.
🎧 On Repeat
Hier geht's zum Song auf Spotify, hier das Musikvideo und hier die Grotesk-Playlist.
Und das soll's von mir gewesen sein. Komm gut in die Woche ✌️
Daniel
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